Das größte Latschenhochmoor in Österreich im nordöstlichen Mühlviertel: Auf der Suche nach einem Thema für einen neuen Blogbeitrag bin ich auf der Mühlviertel-Erlebnisseite My4tl über das Natura-2000-Schutzgebiet Tanner Moor am hintersten Ende der Welt gestolpert. Ein schöner Moorsee und ein Moorwanderweg erwarteten mich. Und um das Ganze noch abzurunden, wollte ich das Tanner Moor bei Sonnenaufgang erleben. Also: Um 4:15 in der Früh den völlig verschlafenen Hund in den Kofferraum gepackt und ab ins Mühlviertel auf über 900 Meter Seehöhe.
Die mystische Welt des Moors
Völlig alleine auf weiter Flur komme ich am Parkplatz des Tanner Moors an. Ein recht üppiger Schotterplatz sagt mir, dass hier wohl an schönen Sommertagen mit einigen Besuchern gerechnet wird. Direkt unter dem Parkplatz befindet sich eine kleine Hütte mit einer Terrasse, wo man essen und trinken kann. Gegen eine Tasse heißen Kaffee hätte ich bei 15 Grad Außentemperatur um 5:50 in der Früh nichts einzuwenden, aber natürlich sind um diese Zeit die Fensterläden noch fest verschlossen.
Der inzwischen sehr muntere Hund und ich gehen die wenigen Schritte vom Parkplatz zum Moorsee. Die Sonne geht gerade hinter den Wolken auf, aber von meinem ersehnten roten Sonnenaufgang ist leider nichts zu sehen. Begeistert schwimmt mir eine Gruppe Enten quer über den See entgegen. Sie erwarten von Besuchern offenbar Futter und versauen mir damit mein „Spiegelsee“-Bild. Macht nichts. Ich mache meine Fotos am See und genieße die traumhafte frische Luft.



Gleich neben dem See folge ich den Wegweisern Richtung Moorwanderweg und schlendere am See vorbei. Baden ist auf eigene Gefahr erlaubt, ich halte bei dieser Frühtemperatur allerdings nicht mal meine Finger ins Wasser und überlasse das Feld der beleidigten Entengruppe, die leer ausgegangen ist.
Gleich hinter dem See beginnt eine große flache Ebene, bewachsen von hohen Gräsern und vereinzelten Bäumen. Ausgebleichte Baumstümpfe ragen hier und da aus dem Gräserdickicht.


Ich komme zu einer Wegkreuzung und biege auf den Moorwanderweg ab. Es geht auf gemütlichem Wanderweg durch lichten Wald dahin. Es ist völlig still bis auf die Vögel, die sich über die unerwartet frühe Störung beschweren.



Naturfotografen kommen hier im Moor voll auf ihre Kosten. Auf wenigen Quadratmetern findet man genügend Fotomotive, um eine ganze Speicherkarte zu füllen. Ich, eigentlich zufrieden mit meiner recht guten Handykamera, komme zum ersten Mal auf den Gedanken, mir doch mal eine Systemkamera mit einem Makroobjektiv zuzulegen. Der Kreuzspinne, die sich während der Wartezeit auf Beute unter einem Blatt versteckt, würde ich ohne Kamera im Leben nicht so nahe kommen.

Je weiter wir dem Weg folgen, desto wilder wird die Landschaft. Immer wieder treffen wir auf skulpturhafte Baumreste, die eingebettet in Heidelbeersträucher vor sich hinrotten.



Die Landschaft verändert sich. Der lichte Birkenwald geht in ein dichtes Latschengestrüpp über, durch das sich der Moorwanderweg schlängelt
In dieser beinahe unwirklichen Umgebung denke ich, dass Isländer mit ihrem Glauben an Feen vielleicht doch nicht so unrecht haben.


Wir kommen zum Aussichtsturm. Ich klettere vorsichtig hinauf und habe eine herrliche Aussicht über die Baumwipfel auf allen Seiten. Leider war das Licht nicht so ideal für Fotos. Rocco hat derweil am Fuß der Leiter auf mich gewartet. Direkt vor dem Aussichtsturm stehen große Tische für jene, die hier gerne eine Rast einlegen möchten.

Wir wandern weiter durch den Latschenwald und stellen fest, dass sich die Umgebung zum dritten Mal ganz plötzlich verändert. Nun stehen wir in einem schönen Nadelwald und gehen einen alpin anmutenden Steig gemütlich bergauf. Endlich lässt sich auch die Sonne blicken und scheint zwischen den schlanken Baumstämmen hindurch.



Ich komme an einem ins Moos gelegten Herz aus Zapfen vorbei. Offenbar war hier ein Besucher vor mir genauso verliebt in das Tanner Moor wie ich.

Es geht noch eine Zeitlang weiter durch den stillen Wald bevor ich nach gut eineinhalb Stunden flotten Gehens auf eine Forststraße treffe, die mich zurück an den Ausgangspunkt am Rubner Teich führt. Mit einem letzten Blick zurück verabschiede ich mich und nehme mir vor, im Herbst wiederzukommen und hoffentlich das Moor in noch mystischerer Nebelstimmung anzutreffen.

Zurück am Rubner Teich erwartet mich die warme Sonne. Die Enten kennen mich schon und kommen nicht mehr näher. Immer noch sind Rocco und ich alleine auf weiter Flur und genießen kurz die Stille am Wasser, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Kaffeelos – die kleine Jausenhütte öffnet ihre Pforten erst um 10 Uhr.

Ein paar Infos zum Tanner Moor-Besuch
Anfahrt: Navigationsziel „Rubner Teich“ in der Nähe von Liebenau Dauer des Rundgangs: Ohne Pausen gute 1,5 Stunden Bademöglichkeit: Ja, im Rubner Teich (Moorwasser) Kinderwagentauglich: Nein, viele Wurzeln und einige Steine Kindertauglich: Ja sehr, das totale Abenteuer! Einkehr: In der Jausenhütte, geöffnet von Dienstag bis Sonntag bei Schönwetter ab 10 Uhr
Was noch sehr wichtig ist zu wissen
Wer lieber mit dem Pferd als mit dem Auto anreist, findet am Parkplatz einen großzügigen Anbindeplatz. Ein Heuballen kann um 4 Euro erworben werden. Wie cool ist denn bitte das! 😀

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