Ein Foto mit einem Tiger oder einer Riesenschlange? Einmal auf einem Elefanten reiten? Oder zumindest streicheln und füttern?
Keine Frage, Urlaubsbilder und Erlebnisse wie diese sind sehr verlockend. Wann kommt man einem echten, ausgewachsenen Tiger schon jemals so nahe? Und dieses Urlaubsfoto an der Wand hat eben auch etwas wirklich Besonderes.
Allerdings sind diese Attraktionen, bzw. die meisten von ihnen, auf der Seite der Tiere leider alles andere als ethisch. Ganz wichtig: Ich spreche hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger! Denn ich selbst habe auf meiner Weltreise 2006 einen kleinen Zoo in Bangkok besucht, in dem ein Tiger in einem Käfig gelebt hat, der weniger als 100 qm hatte, und es gibt auch ein Foto von mir mit einer Anakonda auf den Schultern. Und in den Elefanten-Sanctuaries in Phuket war ich sogar zwei- oder dreimal.
Man darf aber dazulernen, und ich würde das heute nicht mehr machen. Deshalb möchte ich euch hier über die negativen Seiten dieser so toll klingenden Attraktionen aufklären, sodass ihr euch eure eigene Meinung bilden und dann eine Entscheidung für euch selbst treffen könnt.


Nicht nachmachen: Diese Bilder sind von mir 2006 in einem kleinen Zoo in Bangkok entstanden. Damals wusste ich es nicht besser.
Tiger Kingdom
Tiger Kingdom ist ein Adventure-Park rund um Tiger in Phuket und Chiang Mai, der eine enorm hohe Besucherzahl aufweisen kann. Kein Wunder – wie schon oben geschrieben kann ich total nachvollziehen, dass ein Foto mit einem Tiger etwas ganz Besonderes ist. Leider ist es auch für das Tier mit großem Leid verbunden.
Deshalb sind Tiger Kingdom und ähnliche Parks negativ behaftet:
- Tiger werden in Gefangenschaft extra gezüchtet, um für diese Art von Parks zur Verfügung zu stehen. Die Zucht von seltenen Tieren als internationaler Beitrag zum Artenschutz ist etwas Wichtiges und Wertvolles – die Zucht von Parktieren hat dahingehend aber weder Ambition noch Anspruch und dient ausschließlich dem finanziellen Profit.
- Die Raubkatzen werden sediert um den Besucherinnen und Besuchern sichere Begegnungen bieten zu können. Ihr könnt euch das sicher vorstellen – ein ausgewachsenes Amur-Tiger-Männchen kann über 300 Kilogramm wiegen und ist potentiell tödlich.
- Zu kleine, enge Gehege und mangelnde Beschäftigung führen zu massiven Verhaltsstörungen und Stereotypien, wie dem rastlosen Auf- und Ablaufen entlang des Käfigzauns.
Auf YouTube findet ihr zahlreiche Videos (Triggerwarnung!), auf denen die Tiere in den Parks gequält werden und wo auch die schlechten Haltungsbedingungen ersichtlich sind.
Elefantenreiten
Dass Reiterlebnisse mit Elefanten nicht gerade dem Wohlergehen der Tiere dienen, das wissen inzwischen durchaus viele Menschen. Dennoch gibt es auf Phuket und in allen weiteren beliebten Urlaubsgegenden zahlreiche Anbieter dafür.
Auf den ersten Blick wirkt es ja auch wie nichts Schlimmes: Hinter den Ohren sitzt der Mahut (Elefantenführer), dahinter die Touristen auf den Sätteln – und die Elefanten scheinen beim gemütlichen Dahinspazieren eigentlich ein entspanntes Leben zu führen. Oder?
Deshalb solltet ihr nicht auf Elefanten reiten:
- Die Elefanten werden oftmals nicht sanft eingeritten, sondern mit brutalen Methoden gebrochen um sie gefügig zu machen.
- Das schwere Sattelgestell und die Touristen sind nichts, worauf ein Elefant von Natur aus eingestellt ist. Sie führen zu Rückenschäden, Gelenkproblemen und damit zu starken Schmerzen.
- Die Tiere leben üblicherweise angekettet, haben kaum Bewegungsfreiheit und wenig Möglichkeit zur sozialen Interaktion. Dazu kommt die monotone Arbeit der Spaziergänge mit Touristen auf dem Rücken.
Fotos mit Wildtieren auf der Straße
Wer durch die Straßen von Thailands Touristenzentren spaziert wird früher oder später jemandem begegnen, der ein kleines Äffchen oder eine Schlange mit sich führt, mit denen man sich gegen Entgelt fotografieren lassen kann. Wirkt auf den ersten Blick völlig harmlos, was soll daran schon schlimm sein?
Ich empfehle, Fotos mit Wildtieren auf der Straße aus folgenden Gründen sein zu lassen:
- Die Tiere werden schlecht gehalten. Wenn sie nicht durch die Gegend getragen werden um als Fotoobjekte zu dienen, leben sie in kleinen Gehegen, haben keinen Zugang zu natürlicher Umgebung und werden oft auch schlecht/falsch ernährt.
- Häufig werden sie verstümmelt um den Menschen ein sicheres Fotoerlebnis zu bieten. So werden den Affen teilweise die Zähne gerissen, damit sie nicht ernsthaft beißen können und Schlangen die Giftzähne gezogen (kein Wunder, wer will sich schon einer Kobra nähern, deren Biss tatsächlich tödlich ist).
- Die Tiere leben unter Dauerstress durch Lärm, Blitzlicht, ständig neue Personen, auf dere Schultern sie gesetzt werden, Menschenmengen, Geruchsbelästigung und so weiter.
Für ein Foto mit einem Äffchen? Entscheidet bitte selbst, ob es euch das wert ist.
Shows mit Tieren
Schlangen-, Raubkatzen, Affen- und Delfinshows – die Attraktionen sind zahlreich, und das bei weitem nicht nur in Phuket. Die Geschichte vom Schwertwal Keiko ging nach dem Film „Free Willy“ schließlich um die ganze Welt.
Das Glück dieses Orcas, der bis zu seinem Lebensende dann zumindest in einer großen Bucht gehalten wurde, weil er nicht mehr auszuwildern war, haben praktisch alle anderen Showtiere jedoch nicht. Sie fristen ein trauriges Dasein in künstlicher Umgebung und zu kleinen Gehegen und Becken.
Warum sind Tiershows unethisch?

- Das Training findet oft unter Zwang und mit brutalen Methoden statt. Dazu findet ihr auch zahlreiche Videos auf YouTube, und immer wieder mal schafft es ein Bericht auch in die Medien.
- Die Tiere müssen oft unnatürliche Kunststücke vorzeigen. Klar kann ein Delfin durch einen Reifen springen und ein Elefant auf den Hinterbeinen „Männchen machen“. Aber in der freien Wildbahn tun die Tiere das aus natürlichen Gründen und nicht ständig wiederholend in extremen Formen unter Zwang in Shows.
- Auch hier gilt: In den seltensten Fällen werden die Showtiere auch nur annähernd artgerecht gehalten.
Elefanten-Rescue-Parks
Bei den Sanctuaries für Elefanten bewegen wir uns auf wackeligem Grund. Denn: Es gibt die zumindest teilweise ethisch vertretbaren Parks. Wenn wir Tierschutz aber streng auslegen, fallen auch diese aus dem Raster.
Das sind die Gründe dafür:
- Einige Sanctuaries kaufen Elefanten extra vom Markt, um sie für Touristen zur Verfügung zu haben. Eine berührende Story von der „Rettung“ des Tiers ist schließlich einfach gesponnen und vom durchschnittlichen Touristen nicht nachvollziehbar.
- Viele Parks werben mit Tierschutz, da sie ja die Tiere vom Elefantenreiten oder von Dasein als Arbeitselefant gerettet haben, ermöglichen jedoch einen engen Kontakt mit den Tieren beim Baden, Füttern und Streicheln. Und so einzigartig diese Aktivitäten sind – das ist leider kein Tierschutz, denn dieser hieße: Tiere möglichst ohne Besucherinteraktion in großen, naturnahen Arealen leben zu lassen – was nur wenige Einrichtungen wirklich umsetzen.

In diesem Park war ich 2019 in Phuket. Dort haben wir die Elefanten gefüttert, gestriegelt und mit ihnen gebadet. Das würde ich heute nicht mehr machen.
Ich würde behaupten, ein Leben als Elefant in einer Sanctuary, wo sie mit Touristen baden müssen, ist für das Tier weniger negativ als ein Leben als Reitelefant. Ist es deshalb aber ethisch vertretbar und echter Tierschutz? Nein, davon sind wir leider auch hier weit entfernt.
Die Hidden Forest Elephant Reserve in Phuket ermöglichst es, Elefanten zu füttern und sie zu beobachten, aber es gibt KEIN gemeinsames Baden. Das wird auf der Website auch genau erklärt. Das ist ein deutlich ethischeres Erlebnis.
Aber was sind denn nun vertretbare Attraktionen, die mit Tieren zu tun haben ohne sie auszubeuten?
Ja es gibt sie natürlich, einladende Attraktionen, die sich nicht negativ auf die Tiere auswirken. Sie haben allerdings nichts mit physischem Kontakt zu tun, sondern leben vom Beobachten und dem Erleben der Tiere in naturnaher oder natürlicher Umgebung.
Wildtierbeobachtungen in Nationalparks

Beispiele dafür sind der Khao Yai National Park (mit Elefanten, Gibbons und Nashornvögeln) oder der Kui Buri National Park (Elefanten in freier Wildbahn).
In diesen Parks gibt es für das Beobachten von Wildtieren klare Regeln wie Abstand halten, kein Füttern, kein Lärmen. Und natürlich gibt es hier keine Garantie, das gewünschte Tier tatsächlich zu sehen.
Tauchen und Schnorcheln
Wassersport, also Tauchen und Schnorcheln, sind wunderbare Aktivitäten um Tiere in ihrer natürlichen Umgebung hautnah zu erleben. Natürlich gilt auch hier: für den Schwarzspitzen-Riffhai, die Schildkröte und den Manta gibt es keine Garantie. Aber auch ohne diese Highlights sind die bunten Korallenriffe, die Felsformationen und einfach das Erlebnis des Wassers fantastische Erfahrungen.
Man muss übrigens keine Tauchzertifizierung haben, um das Tauchen einmal selbst zu erleben. Mit dem Discover Scuba Diving Programm werdet ihr von zertifizierten Tauchlehrerinnen und Tauchlehrern auf sichere Weise zu echten Tauchgängen mitgenommen und könnt die Erfahrung in vollen Zügen genießen. Und vielleicht seid ihr davon ja so begeistert, dass ihr danach einen Tauchkurs buchen möchtet? 😊 (Schreibt mir, wenn ihr in Phuket seid und tauchen wollt!)





Ein Hinweis: Es gibt auch beim Tauchen die schwarzen Schafe, die glauben, sie müssten auf einer Wasserschildkröte reiten. Dass man auch Unterwasserlebewesen nicht berührt, sollte aber selbstverständlich sein und dient darüber Hinaus der eigenen Sicherheit und Gesundheit!
Besuch seriöser Auffangstationen ohne direkten Tierkontakt
Seriöse Auffangstationen haben einen Fokus auf Pflege, Rehabilitation und Auswilderung. Sie dienen rein dem Wohl der Tiere. Eintrittsgelder von Besucherinnen und Besuchern sind automatisch Spenden für die Arbeit vor Ort.
Dazu gehören Projekte der Wildlife Friends Foundation Thailand – WFFT wie jenes in Phetchaburi, etwa 2,5 Stunden südlich von Bangkok. Dort werden zum Beispiel Elefanten, die aus Tourismus oder Holzindustrie befreit wurden, rehabilitiert, gesund gepflegt und, wenn möglich, ausgewildert.
Bird Watching
Ornithologen und Vogelfreunde kommen in den Nationalparks voll auf ihre Kosten. Zum Beispiel im Doi Inthanon National Park, genannt „Das Dach Thailands“, der in der Provinz Chiang Mai im Norden von Thailand liegt. Er ist für seine enorme Vogelvielfalt bekannt und bietet rund 350 (dokumentierten) Vogelarten ein permanentes oder wiederkehrendes Zuhause. In der Trockenzeit, also in der Hauptsaison von November bis Februar, soll er dank der Anwesenheit der Zugvögel besonders spannend sein.
Aber auch Nicht-Ornithologen werden dort dank gut ausgebauten Wanderwegen und Tierbeobachtungsplattformen ihre Freude haben. Er bietet eine Mischung aus Nebelwald, Bergwald und Wasserfällen, also viele Fotomotive.
Im Süden Thailands gibt es den Khao Sam Roi Yot National Park, den „Berg der 300 Gipfel“, wo man ähnlich fantastische Erlebnisse genießen kann.
Sea Turtle Conservation Centers
Hier muss gleich mal festgehalten werden: Ich spreche von Stationen, die für Wissenschaft und Artenschutz arbeiten, nicht von denen, die touristische Zwecke haben.

Ein Beispiel dafür ist das Phang Nga Naval Base Sea Turtle Conservation Center, das sich rund 1,5 Fahrtstunden nördlich von Phuket befindet. Es wird von der Royal Thai Navy betrieben und dient dem Schutz und der Aufzucht bedrohter Meeresschildkrötenarten, vor allem der Grünen Meeresschildkröte und der Echten Karettschildkröte. Für Brutprogramme werden Eier in gefährdeten Nistgebieten eingesammelt, dort ausgebrütet und die Jungtiere danach sicher ins Meer entlassen. Außerdem werden gestrandete und/oder verletzte Schildkröten dort gesund gepflegt und (falls das möglich ist) wieder ausgewildert. Alle Einnahmen und Spenden fließen in Forschung, Ausstattung des Zentrums und Schutzmaßnahmen.
Ihr seht – ethisch vertretbare Aktivitäten, die mit Tieren zu tun haben, gibt es genügend, aber sie bieten eben keine Garantien oder aktive Bespaßung, wie das bei klassischen Tier-Touristenattraktionen der Fall ist. Die folgende Checkliste bietet euch konkrete Hinweise, mit denen ihr vor Ort für euch hinterfragen könnt, ob eine Tierattraktion ethisch empfehlenswert ist oder nicht, vielleicht ist sie euch ja eine kleine Hilfe.

Wie seht ihr Tierattraktionen im Urlaub? Gibt es welche, die ihr unbedingt machen wollt oder vielleicht, so wie ich, mal gemacht habt, sie jetzt im Nachhinein aber kritisch seht?