Kennt ihr das? Ich sehe die Ankündigung einer Ausstellung oder einer Kulturveranstaltung, finde sie total interessant – und gehe dann doch nicht. So geht es mir seit Jahren mit dem Linzer Höhenrausch. Dabei ist das eigentlich eine Ausstellung nach meinem Geschmack: unterhaltsam, kurzweilig und dennoch einfach fantastisch.
Heuer habe ich es endlich geschafft. Für diese Motivation der Kultur gegenüber möchte ich mich an dieser Stelle auch bei meinem Blog bedanken. 😉 Ich habe einen traumhaft schönen, sommerlichen Freitagabend genützt, um mich dem Rausch der Höhe hinzugeben – dank dem parallel stattfindenden Linzer Pflasterspektabel eher schwach besucht und daher umso besser zu genießen.
Höhenrausch 2018: Das andere Ufer
Ich wusste zwei Dinge über den diesjährigen Höhenrausch: Er hat etwas mit Wasser zu tun. Und oben neben dem Turm hängt ein großes Schiff an Stahlseilen in der Luft. Na gut, also ab in’s Vergnügen.
Ich starte in einem Raum mit Skizzen des Künstlers Alexander Ponomarev, der sich auch für das fliegende Schiff später im Rundgang verantwortlich zeichnet. Die fantastischen Zeichnungen sind ein entspannter Einstieg in eine Ausstellung, die noch mit deutlich härterer Kost aufwarten wird.

Ich folge einem Gang und gehe eine Treppe hinauf, werde dort überrascht von einem überdimensionalen, sich windenden Absperrzaun. „New Wave“ von Didier Fiúza Faustino schwebt wie etwas Leichtes, Schwereloses über mir, statt dem üblichen Zweck zu dienen: Menschen von etwas abzuhalten.

Gleich rechts zwischen den schwarzen Säulen erwartet mich ein Film, vor dessen Szenen am Eingang schon gewarnt wird. So schlimm ist es nicht, wir verfolgen die Bilder einige Minuten lang und sehen keine Gewaltszenen oder ähnliches. Das düstere Gefühl und die Schwere, die den Film namens „The Leopard“ von Isaac Julien umgibt, nehme ich aber dennoch mit. Das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer, von dem wir jeden Tag in den Zeitungen lesen, schwebt im Raum.

Ich gehe weiter an Installationen und Bildern und komme in einen Raum der U.S. Künstlerin Mary Mattingly, die mit ihren Kunstwerken auf die Verwundbarkeit unserer Umwelt und gleichzeitig auf die zukünftigen Chancen hinweist.

Im darauffolgenden Ausstellungsraum begeistert mich unter den vielen ausgestellten Bildern und Objekten vor allem die Pläne zum Pier 55 in Manhatten, die bis 2022 umgesetzt werden: Im Meer vor Süd-Manhattan entsteht eine künstliche Insel aus Betontrögen, die eine Parkanlage tragen (im unteren Bild links in den Vitrinen zu sehen).
Darauffolgend führen mich die „Untiefen“ von Mischa Kuball durch einen Gang hinaus.

Es geht nun die erste Treppe aufwärts – der Höhenrausch beginnt! Bevor ich den Dachstuhl und den Kirchturm der Ursulinenkirche erklimme, sehe ich noch ein paar Minuten den entspannenden Bildern des Meeres im Film „Two Skies“ von Lukas Marxt zu.

Endlich macht der Höhenrausch seinem Namen alle Ehre! Vom Kirchturm der Ursulinenkirche aus habe ich einen wunderbaren Blick über ganz Linz und genieße den Ausblick auf den Mariendom und hinunter zum Pflasterspektakel. Anhand der Menschentrauben ist genau zu erkennen, wo ein Straßenkünstler seine Fähigkeiten darbietet. Und: Endlich sehe ich den Turm und das Flying Ship!


Ich wandere über Stege über die Dächer hinweg. Ich habe Höhenangst, aber hier geht es noch gut voran mit mir. Der nahe Blick auf die Statue „El Pensador“ von Kcho ist wirklich beeindruckend!

Ich nähere mich über einen weiteren Steg dem Turm. Langsam dämmert mir, dass der Aufstieg schwierig werden könnte. Zwischen den Holzstufen sieht man nämlich nach unten. Nach jeder erklommenen Treppe atme ich durch und überlege wieder abzusteigen. Aber es geht dann doch vorwärts. Endlich oben angekommen genieße ich die wunderbare Aussicht – und kann sogar vom Geländer runter in die Tiefe schauen!





„Die Treppe des Todes“… zumindest für mich. Abwärts war es dafür wieder gar kein Problem – da sieht man ja nicht, dass die Treppe nach hinten offen ist!
Ich überspringe das offene Deck mit den Wasserspielen und steige wieder hinunter ins Museum. Dort begeistert mich nochmal die Spirale „New Wave“, die gedrehten Absperrzäune, die über mir hängen. Und endlich kommen wir zum absoluten Highlight der Ausstellung: Zur Installation „Uncertain Journey“ der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota. Nicht zu Unrecht steht hier eine Mitarbeiterin der Ausstellung, die darüber wacht, dass niemand das Gespinst aus roten Wollfäden berührt – es ist wirklich verlockend.

Sehr begeistert verlasse ich den Höhenrausch 2018 „Das andere Ufer“ und lausche noch den mitreißenden Trommelrhythmen der Künstlergruppe am OK-Platz, die hier im Rahmen des Pflasterspektakels auftritt.

Alle Infos zu den Künstler*innen und alle Daten rund um die Ausstellung Höhenrausch findet ihr auf der Höhenrausch-Website. Auch für Kinder ist der Höhenrausch ein Erlebnis, vor allem wegen der Aussichten über Linz und des Turms mit dem Flying Ship.
Wart ihr schon am Höhenrausch 2018? Wie hat er euch gefallen?
Leider fand der Höhenrausch 2024 voraussichtlich zum letzten Mal statt.
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