Wandern im Großarltal

Frau in organge-farbenem Shirt auf Bergspitze umgeben von Bergpanorama

Direkt springen zu:
Wanderung auf den Schuhflicker, zum Schuhflickersee und auf den Austuhl
Wanderung zum Filzmooshörndl, zum Loosbühel und zur Weißalm
Genuss im Großarltal

Im Frühjahr 2022 war ich zum ersten Mal in Südtirol mit sofortiger und nachhaltig wirkender Schockliebe. Ich dachte, dieses wunderbare italienische Bundesland hätte mich ein für alle Mal für die österreichische Bergwelt ruiniert. Vier volle Urlaube habe ich seither dort verbracht (zum Beispiel bei meiner 5-tägigen Hüttenwanderung am Dolorama in den Dolomiten), und jedes Mal trenne ich mich nur schwer und ungern, und plane direkt im Anschluss die nächste Reise dorthin. Besonders die Dolomiten haben es mir angetan, und ja – ich halte sie für schöner als die Alpen. Isso.

Nun habe ich für eine Wochenend-Flucht im September ein Reiseziel zum Bergwandern gesucht. Natürlich waren sofort die Dolomiten in meinem Kopf, aber es war mir dann einfach zu stressig. Ich hätte Urlaub nehmen, weit fahren und vor Ort noch einen Tag remote arbeiten müssen – nein, diesmal nicht. Also habe ich mal meine, inzwischen durchaus beachtliche, Sammlung an Rother Wanderführern durchgeschaut und bin hängengeblieben an der Ausgabe Gasteinertal. Aufgeschlagen und etwas geschmökert, und was sticht mir als Allererstes ins Auge? Die darin ebenfalls aufgeführten Wanderungen im Großarltal, die genial ausgesehen haben.

Das Großarltal im Pongau, parallel auf der östlichen Seite von Gastein. Oft gehört, nie beachtet. Also why not? Im Gasteinertal war ich unzählige Male zum Paragleiten, das Großarltal war neu für mich. Und zwei Stunden Fahrtzeit von Oberösterreich sind ein Katzensprung.
Unterkunftscheck: eine große Auswahl an Hotels und Appartements, preislich sehr attraktiv. Um mich mal ein Wochenende um nichts kümmern zu müssen, habe ich mir ein Hotelzimmer mit Halbpension genommen. Ursprünglich als Solo-Wochenende gedacht, ist dann auch noch ein Freund spontan mitgekommen. Freitag bis Sonntag – los ging’s!

Da mich das Großarltal zum Wandern wirklich nachhaltig begeistert hat, möchte ich unbedingt im Frühjahr 2026 dorthin zurückkehren und weitere Wanderungen machen. Dann wird dieser Blogpost auf jeden Fall aktualisiert und fortgesetzt.

Wanderungen im Großarltal

Wanderung zum Schuhflicker, Schuhflickersee & Austuhl

Dauer: 3:45 h | Distanz: 10,5 km | Aufstieg: 900 m
Anforderung: leicht bis mittel, nur die letzten Meter auf den Schuhflicker-Gipfel sind schwer (schwarz)
Einkehr: Aualm
Zu meiner Wanderung auf Komoot

Anfahrt zum Ausgangspunkt

Es gibt mehrere Möglichkeiten, um zu dieser Wanderung zu starten:

Sportliche fahren mit dem Mountainbike über die Forststraße direkt zur Aualm und legen dabei rund 8 Kilometer und 870 Höhenmeter zurück.

Mit dem Auto kann man auf einem kostenlosen Parkplatz direkt an der Mautschranke parken. Von hier geht es zu Fuß zur Aualm und von dort weiter auf den Schuhflicker (noch ca. 2,6 km und 380 Höhenmeter). Es geht über die Forststraße und einen leichten Wandersteig. Von hier sind wir losgegangen um auf die 900 Höhenmeter Gesamtanstieg wie oben beschrieben zu kommen.

Wer sich diesen Weg sparen möchte, zahlt an der Mautschranke 5 Euro und kann zum Parkplatz Aualm anfahren. Es gibt einen Parkplatz direkt bei der Hütte und einen weiteren eine Kehre darunter.

Tourenbeschreibung

Eine knappe Stunde Fußweg sind es vom Parkplatz an der Mautschranke bis zur schönen Aualm. Dieser führt über Forststraße und einen einfachen Steig durch den Wald und über Wiesen.

Von dort startet die „richtige“ Wanderung. Der Weg führt direkt in Richtung des Schuhflickers (2.214 m) stetig aber angenehm bergauf. Der Weg ist teilweise steinig, aber einfach zu gehen und führt über eine schöne große Alm-Hochebene, die uns im September dank des bereits verfärbten Heidelbeerlaubs in tollen Herbstfarben begrüßt hat.

Oben am Sattel angekommen muss man zuerst mal die unglaubliche Sicht genießen. Ein beinahe-360-Grad-Panorama legt einem hier die ganze Pracht des österreichischen Hochgebirges zu Fußen. Großglockner, Schareck, Hochkönig, Dachstein – an einem klaren Tag kann man das Who is Who der Bergwelt sehen.

Panoramabild einer Gebirgslandschaft

Von hier wendet man sich nach rechts (Norden) und geht am Fuße der markanten Arlspitze (2.185 m, auf diese führen Kletterrouten) vorbei zum Einstieg in den seilversicherten Steig zur Spitze des Schuhflickers. Es sind vielleicht gerade mal 40 Höhenmeter, wer jedoch an Höhenangst leidet wie ich, wird hier durchaus eine gewisse Herausforderung erleben. Prinzipiell problemlos zu gehen, sind es die Abbrüche links und rechts, die mir den Angstschweiß in die Augen geträufelt haben. Am Gipfelkreuz ist wenig Platz, und so kann es an einem schönen Wochenendtag oben ganz schön eng werden, was auch bei meinem Aufstieg der Fall war. Aus diesem Grund habe ich das wirklich volle 360-Grad-Panorama eher wenig beachtet und mich rasch wieder (am Hosenboden) auf den Weg nach unten gemacht.

Von hier geht es zwischen Schuhflicker und Arlspitze auf steilem aber einfachem Weg nach unten zum in einer Senke gelegen schönen Schuhflickersee. Kälteunempfindliche können sich mit einem Sprung ins eisige Wasser erfrischen oder das Ufer als tollen Pausenplatz nutzen.

Steil geht es zurück hinauf zu den letzten Wegweisern. Hier kann man noch einen kurzen Abstecher über den Kamm (Trittsicherheit gefragt) zum Austuhl (2.151 m) machen, der an sich nichts besonderes ist, aber wieder mit einem 1A Panorama punktet.

Von hier wiederum zu den Wegweisern und dort links ab steil aber problemlos abwärts. Wenn man wieder auf der Almwiese angekommen ist, hat man Schuhflicker und Arlspitze einmal umrundet und geht von hier auf bekanntem Weg zurück zur Aualm und zum Parkplatz.

Alphornbläser auf der Wiese vor Gebirgspanorama

Eine Einkehr auf der schönen Aualm ist auf jeden Fall empfehlenswert. Hier sitzt man mit bester Aussicht auf der Terrasse und genießt die tollen (und durchaus preiswerten) Speisen, die alle aus eigener Produktion oder aus der Region kommen und, je nach Verfügbarkeit, auch gekauft und mitgenommen werden können. Wir hatten Glück – unser Besuch wurde von einer Gruppe Alphornbläser musikalisch untermalt!

Wanderung zum Filzmooshörndl mit Rückweg über den Loosbühel und die Weißalm

Dauer: 4:20 h | Distanz: 14 km | Aufstieg: 1.070 m
Anforderung: von den Wegen her leicht bis mittel, die Dauer macht es aber anstrengend
Einkehr: Filzmoosalm, Loosbühelalm, Weißalm
Zu meiner Wanderung auf Komoot (bei der ich leider erst nach 20 Minuten meine Sportuhr aktiviert habe, es fehlt daher das erste Stück der Tour)

Anfahrt zum Ausgangspunkt

Anfahrt mit dem Auto zum großen Parkplatz Grundlehen im Ellmautal, ca. 15 Minuten von Großarl.

Es gibt auch einen Wanderbus, der von Großarl zum Parkplatz Grundlehen fährt (Bus 541).

Tourenbeschreibung

Einfache bis mittelschwere Wege, gleichmäßige Steigungen, einzigartige Hüttenerlebnisse und eine Almlandschaft, die ich zum letzten Mal so schön im Südtiroler Ultental gesehen habe. Diese Wanderung hakt alles ab, was man an Bergwünschen äußern kann!

Los geht’s vom Parkplatz Grundlehen über einfache, aber stetig bergauf führende Steige durch den Wald, teilweise auch über Forststraßenabschnitte. In rund 40 Minuten ist die erste Etappe der Wanderung erreicht: die Filzmoosalm. Die mich sofort mit der total zutraulichen, hochträchtigen Kuh namens Sommer für sich gewonnen hat, die dort in aller Gemütlichkeit die Geburt ihres Kälbchens erwarten durfte und sich von tierlieben Wandererinnen wie mir ausgiebig kraulen hat lassen. Genauso sympathisch war das junge Betreiberpaar, und obwohl wir gerade erst gestartet sind, haben wir dort eine Pause eingelegt und ein Glas frische Buttermilch vom eigenen Hof genossen (frisch und ungefiltert mit kleinen Butterstückchen – das gibt Kraft 🤣).

Eine lachende Frau krault einer braun-weißen Kuh den Kopf

Nach der für mich schwierigen Trennung von Kuh Sommer, frisch gepeelt von Kuhzunge, ging es über eine beeindruckend schöne und weitläufige Almlandschaft hinauf auf das recht unspannend wirkende Filzmooshörndl (2.189 m), eine Kuppe mit einem auf einem Felshaufen platzierten Gipfelkreuz (Gesamtwegzeit ohne Pausen bis hierher: gute 2 Stunden). Was diesen Berg aber zum Top-Ziel macht, ist das absolut fantastische Panorama, an dem man sich nicht sattsehen kann. Zum Glück wird es einen auf der gesamten Länge der Tour nicht mehr loslassen und einen Traumblick nach dem anderen bescheren.

Von dort führt der Weg ein Stück zurück und dann geradeaus weiter zum Filzmosssattel, und anschließend weiter in Richtung des beeindruckend aufragenden Draugsteins (2.358 m). Motivierte Geher können diesen am Weg noch besteigen (schwarzer Wanderweg).
Hier folgt man dem Wegweiser ein kurzes Stück abwärts Richtung Filzmoosalm. Wer die Runde kürzer halten möchte, nimmt beim nächsten Wegweiser den Rückweg dorthin in Angriff. Ich habe mir allerdings eingebildet eine komplette Rundtour gehen zu wollen, deshalb haben wir uns Richtung Loosbühel gewandt. Hätte ich übrigens an diesem Punkt gewusst, dass das am Ende in eine Gesamtgehzeit von 6 Stunden ausartet, hätte ich es wohl nicht getan, oder beim nächsten Wegweiser (wo es die letzte Chance gibt, sich Richtung Filzmoosalm zu bewegen) die kürzere Strecke genommen. 😅

Die Wanderwege sind durchgehend einfach, nur unterhalb des Felsabbruchs des Draugsteins braucht man durch die felsige Landschaft mehr Trittsicherheit.

Bis zum Loosbühel (2.049 m), einem weiteren prinzipiell unbedeutenden Grashügel, der wiederum mit seinen großen Panorama-Qualitäten glänzt, geht es stetig auf und ab, was das Durchhaltevermögen und meine Laune durchaus an ihre Grenzen gebracht hat. Denn immer wenn man dachte, man sei auf dem letzten Anstieg unterwegs, tat sich dahinter ein weiterer auf.

Endlich geht es steil abwärts Richtung Loosbühelalm, die allerdings keine Alm sondern ein ausgewachsener Berggasthof ist, was meine beiden gehfesten Begleiter abgelehnt haben. Wir haben uns also von dort, statt zum Parkplatz abzusteigen, Richtung Weißalm aufgemacht, die eine halbe Stunde Gehzeit von der Loosbühelalm entfernt ist. Der Weg dorthin führt teilweise über Forststraßen, teilweise über Steige (Achtung: an manchen Stellen gute Trittsicherheit erforderlich!) und natürlich, wie könnte es anders sein, auch nochmals über einen kleinen Gegenanstieg. Diese Extrarunde ist es aber mehr als wert!

Die Weißalm ist eine historische Almhütte und liegt wie auf einem Balkon. Hier jausnet man mit allerfeinster Aussicht leckere hausgemachte Gerichte, deren Zutaten zum Großteil aus eigener Produktion stammen, zu Preisen gefühlt wie von vor-Corona-Zeiten. Nach der hinter mir liegenden Tour habe ich mir eine ausgezeichnete Speckknödelsuppe und dann noch eine Almjause gegönnt, und es war herrlich. Auch die Kaspressknödelsuppe, die ich kosten durfte, war hervorragend.

Von der Weißalm geht es steil über Waldwege, die in ausgezeichnetem Zustand und deshalb einfach zu begehen sind, den Berg hinunter zurück zum Parkplatz Grundlehen.

Diese Tour ist für mich ein Must-Do im Großarltal. Die Schönheit der Almen und Bergwelt ist durchgehend überwältigend, und die Hütten sprechen alleine schon für sich. Dank der vielen Abzweigmöglichkeiten kann man sie auch von der Länge her perfekt an die eigenen Bedürfnisse anpassen – vom gemütlichen Almausflug bis hin zur Ganztagestour mit schwarz gekennzeichnetem Anstieg auf den Draugstein ist alles möglich.

Auch der Genuss darf nicht zu kurz kommen

An erster Stelle sind hier die vielen kleinen Almhütten zu nennen, die Almwirtschaft betreiben und deshalb beste Hausmannskosten anbieten und ihre hausgemachten Produkte auch meist verkaufen. Hätten an dem Tag, an dem ich auf der Aualm war, nicht beinahe 30 Grad geherrscht, wäre ich dort fix mit einem halben Kilo Almbutter und einem Stück Speck rausmarschiert.

Regionale Spezialitäten, eine eigene Metzgerei und ein Restaurant: der Großarler Genuss spielt alle Stückeln. Leider sind wir nicht dazu gekommen, hier auch zu essen, was auf meiner Pflichtliste für den nächsten Besuch im Großarltal steht (ich sage nur: jeden Samstag Fleischkrapfen mit Sauerkraut 🤤).
Die Preise sind durchaus hoch angesetzt, dafür bekommt man hier aber alles, was das Herz begehrt und mehr. Der reine Vernunftzwang hat es geschafft, dass ich nur mit einem Glas Schoko-Orangen-Kürbiskernen hinausgegangen bin…

Eisliebhabern und -liebhaberinnen sei das mitten in Großarl gelegene Café DORFKIND ans Herz gelegt. Hier sitzt man auf der kleinen Terrasse in gemütlichen, fellausgekleideten Sesseln. Das Eis stammt von einem Eis-Weltmeister und ist wirklich hervorragend. Die Größe und die Qualität der Eisbecher rechtfertigen den recht knackigen Preis, und sowohl Heiße Liebe als auch der Eiskaffee waren ein stiller Traum. Das nächste Mal werde ich abends kommen, wenn sich das DORFKIND in eine Bar verwandelt, um mich durch die umfangreiche Spritz-Karte zu trinken.

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